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Rezension


"Extrem laut und unglaublich nah" (DVD-Start: 22. 6. 2012)

Regie: Stephen Daldry


Oskar hat seinen Vater verloren. Nicht einmal ein Leichnam blieb seiner Familie zum Beerdigen, als das Word Trade Center am 11. September 2001 nach einem Terroranschlag einstürzte und Hunderte von Menschen unter sich begrub. Seitdem sind Oskars Tage, die einst aus abenteuerlichen Vater-und-Sohn-Expeditionen bestanden, bloß mit Leere gefüllt. Das ändert sich, als er im Kleiderschrank seines Vaters versehentlich eine Vase zerbricht und einen Umschlag mit der Aufschrift "Brown" sowie einen Schlüssel findet. Von nun an macht Oskar es sich zur Aufgabe, das passende Schloss für diesen Schlüssel zu finden. Das ist gar nicht so einfach, schließlich wohnen in New York ziemlich viele Leute mit dem Nachnamen Brown. Die Suche bringt den Jungen in das Heim von Dutzenden Fremden, und er merkt schnell, dass auch diese eine eigene Geschichte zu erzählen, ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Doch während Oskar verzweifelt versucht, seine Mission zu erfüllen und so seinem Vater näher zu kommen, entfremdet er sich zusehends vom geregelten Alltag eines Neunjährigen und insbesondere von seiner trauernden Mutter.

Thomas Horn, ein bisher unbeschriebenes Blatt in der Filmindustrie, verkörpert dabei diesen ganz besonderen Jungen, der neben seinem Namen noch mehr Gemeinsamkeiten hat mit dem Jungen aus Die Blechtrommel. Seine Eltern werden gespielt von Charakterdarsteller Tom Hanks und Sandra Bullock, welche nicht zuletzt mit dem Oscar-gekrönten Film The Blind Side bewies auch zu mehr als einer ulkigen "Miss Undercover" zu taugen. Der Film, dessen Drehbuch übrigens von Eric Roth stammt, der auch schon für renommierte Werke wie Der seltsame Fall des Benjamin Button oder Forrest Gump Feder führte, basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-Amerikaners Jonathan Safran Foer. Das Buch brilliert neben dem Plot besonders mit seiner postmodern-experimentellen Erzähltechnik, mittels der das Leiden der Angehörigen der Katastrophe des 11. Septembers parallel gestellt wird zum Kampf der Holocaust-Überlebenden, den Horror des Kriegs zu verarbeiten. Denn Oskars Vater hat ebenfalls ohne einen Vater aufwachsen müssen. Und auch wenn der Film sicherlich als eigenständige Produktion zu betrachten ist, so fällt dennoch auf, dass die Geschichte hinter der Abwesenheit des Großvaters nicht ganz erzählt wird. Der Großvater bleibt hier für Oskar ein geheimnisvoller, stummer Mann, der nach dem Tod seines Vaters für einige Tage aus dem Nichts in sein Leben tritt und anschließend wieder ins Nichts verschwindet.

Extrem laut und unglaublich nah schildert den Versuch, nach einer sinnlosen Tragödie dem alltäglichen Dasein wieder einen Sinn abzugewinnen, aus der schonungslos unverfälschten Perspektive eines Kindes. Dieses versucht zwar erwachsen mit dem Geschehenen umzugehen, aber seine kindliche Neugier wirft Fragen nach dem Sinn des Lebens und Sterbens auf, auf die selbst so manch Erwachsener keine Antwort weiß. So blass der Film im Vergleich zur Romanvorlage wirken mag, so hervorstechend ist er dennoch im Vergleich zu anderen Filmen, die sich mit der Aufarbeitung der Katastrophe und der anschließenden Trauerarbeit bemühen - extrem ungewöhnlich und unglaublich mitfühlend.


Lisa Krawczyk - 28. Juni 2012
ID 6058

Weitere Infos siehe auch: http://www.kino.de/kinofilm/extrem-laut-und-unglaublich-nah/135500


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